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Ausdauer. DE

Carmen López

Psychologin. Master in Human Resources.

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“Die Ausdauer ist die Tendenz, das Interesse und die Mühe beizubehalten, um ein Ziel auf lange Sicht zu erreichen” 

Dr. Angela Lee Duckworth.

West Point ist die anspruchsvollste Militärakademie der USA. Um in die Akademie aufgenommen zu werden, müssen die Aspiranten eine Reihe verschiedener Prüfungen,  basierend auf Intelligenz und  körperlichen Fähigkeiten, absolvieren. Dr. Angela Lee Duckworth, Psychologin und Wissenschaftlerin, kam aufgrund ihrer Forschungen zu dem Schluss, dass weder die körperlichen Fähigkeiten, noch der IQ die wichtigsten Einflussgrössen für Erfolg in dieser Institution waren, im Gegensatz dazu jedoch die Ausdauer in hohem Maβe ausschlaggebend war. West Point versucht nun den Aspekt der Ausdauer in den Auswahlverfahren zu integrieren, um bessere Ergebnisse bei der Auswahl zu erzielen. 

Nach der Theorie des kanadischen Psychologen Daniel Levitins, braucht  man 10.000 Stunden Praxis, um eine Disziplin zu beherrschen. Dabei kann es sich um eine Sportart handeln, das Spielen eines Instrumentes,  das Ausüben eines Berufes oder die Bestätigung in einer künstlerischen Branche. Wenn wir das nun ausrechnen, kommen wir auf rund fünf Stunden täglichen Übens während fünf Jahren. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Grossteil der Studiengänge fünf Jahre dauern.

Man braucht Ausdauer, um die Fertigkeiten einer Disziplin zu erreichen. Während der folgenden fünf Jahre erfährt die Motivation ein ständiges Auf und Ab. Dafür sind das Entstehen neuer Interessen, unterschiedlicher Probleme, sozialer Druck, Reisen, schlechtes Wetter oder im schlimmsten Falle auch Krankheiten und Verletzungen verantwortlich. Sie erschweren oder verhindern oft das Üben und Lernen, das wir routinemässig  diese 5 Stunden täglich realisieren sollten. Das einfachste und verlockenste ist es dann für uns, diese Übung zu unterbrechen oder sie ganz aufzugeben. Die Ausdauer gibt uns nun die Kraft, dass wir das bevorstehende Scheitern nicht zulassen, sondern die schwierigsten Abläufe immer wieder und wieder wiederholen, dass wir trainieren, trotz schlechten Wetters oder anderer Widrigkeiten. Und vor allem müssen wir “nein” sagen zu den Ablenkungen und Versuchungen, die uns durch Aktivitäten oder Personen in den Weg gelegt werden und die unsere Zeit einnehmen wollen. 

Wie erhöhen wir die Ausdauer?

Ein wichtiges, langfristiges Ziel zu verfolgen, gibt uns oft Anlass zu Momenten des Scheiterns, der Orientierungslosigkeit, fehlender Motivation und der Lust, alles aufzugeben. Der Schlüssel zur Ausdauer liegt im Management der Krisenmomente. 

Die Lösung besteht darin, dass man die richtigen Werkzeuge zur Hand haben muss, um einer möglichen Krise gegenzusteuern, bevor wir uns auf den langen Weg hin zu unserem Ziel machen können. 

Diese Werkzeuge können extrinsisch oder intrinsisch sein. Die ersteren stehen hauptsächlich im Zusammenhang mit einer vorteilhaften sozialen Umgebung. Die zweiten haben mit uns selbst zu tun. 

Extrinsische Werkzeuge.

Positive Psychologie: Während die traditionelle Psychologie mit Menschen arbeitet, die unter geistigen oder seelischen Problemen leiden und sie wieder zur „Normalität“ führen will, arbeitet die positive Psychologie direkt mit den Stärken einer Person, um sie dabei zu unterstützen, das Beste aus sich herausholen zu können. Im Fall der Ausdauer ist der Psychologe der Beobachter, er entdeckt die Krisenzeiten und behandelt sie mit verschiedenen psychologischen Techniken, um die Motivation zu erhöhen und die Aktivität und das Verhalten zu leiten. Der Psychologe hilft, das Ziel sichtbar zu machen und wertet den Ansatzpunkt aus, die aktuelle Situation und das Voranschreiten in Richtung Ziel. Im Jahr 2007 führten Spencer und Grant eine Untersuchung mit 63 Teilnehmern durch. Die Menschen, die eine professionelle Unterstützung während 10 Wochen bekamen, bewiesen  einen grossen Fortschritt und zeigten Engagement um ihr Ziel zu erreichen, ausserdem zeichneten sie sich durch ein grösseres Wohlbefinden aus im Vergleich zu  anderen Personen, die keine professionelle  Unterstützung bekamen. Die Untersuchung demonstriert, wie wichtig die Vorbereitung, die Professionalität und die Kenntnis des Coaches als entscheidende Faktoren sind. 

Der Effekt der Institution: Von Menschen mit den gleichen Interessen und  Zielen umgeben zu sein, ist eines der wichtigsten Werkzeuge um unser Ziel zu erreichen. 

Nehmen wir zum Beispiel die Universität: Fernstudien oder reine Online-Kurse haben eine höhere Abbruchrate als die traditionelle Universität, da man keinen direkten Kontakt zwischen den Teilnehmern hat. Einer der Punkte, wie man dieses Problem in den Kursen zu lösen versucht, ist die Entwicklung einer Online-Community zwischen den Studenten, unterstützt durch zeitweise presentiellen Unterricht und Besprechungen. Mit dem Effekt der Institution machen wir uns den sozialen Konformismus zu Nutzen, das Bedürfnis zu  einer Gruppe zu gehören. Mit der Zusammenkunft von Leuten mit den gleichen Zielen erreicht man gleich in zweierlei Maβe Feedback:  zum einen können wir unseren Fortschritt messen, indem wir unsere Leistung mit anderen vergleichen und zum anderen können wir gemeinsam mit ihnen lernen. Die Gefahren des Effekts der Institution sind ein zu starkes Konkurrenzverhalten  und die sogenannten sich ausschliessenden Ziele. Mit einem zu starken Konkurrenzverhalten kommen nur wenige Menschen zurecht und profitieren davon (als Beispiel lässt sich der olympische Athlet anführen). Eine Umgebung, geprägt von extrem starkem Konkurrenzverhalten, ist für die Mehrheit der Menschen eine Bedrohung statt eine Unterstützung. Die sich ausschliessenden Ziele beziehen sich auf das Problem, dass, damit einer gewinnt, der andere verlieren muss. Die Lösung für diese zwei Probleme liegt in der Förderung der Zusammenarbeit und der Idee, sich täglich gegen sich selbst zu behaupten.

Mentoring: Das sogenannte Mentoring ist für Menschen gedacht, die eine Aktivität beginnen, also Anfänger oder Lernende sind. In diesen Programmen ist das Ziel das Erlernen einer Arbeit und die Integration in eine Gruppe.  Über Mentoring existieren eine Vielzahl verschiedener wissenschaftlicher Studien, die Ergebnisse über seine Wirksamkeit sind sehr ungleich. 

Wenn wir die Programme des Mentoring allgemein betrachten, lässt sich oft ein Fehlen des Engagements von Seiten des Mentors oder des Schützlings feststellen. In diesen Fällen ist das Programm zum Scheitern verurteilt. Der Zeitmangel, fehlendes Interesse, Engagement und Verständnis sowie die Bezahlung betreffen die Leistung vom Mentor. Der Schützling entdeckt das und sein eigener Grad an Engagement schwindet sofort. Das Programm funktioniert nur, wenn  man bei der Wahl Gespräche mit verschiedenen Mentoren führt und die Schüler dann mit ihrem gewählten Mentor über sein Engagement sprechen und eine klare schriftliche Definition über die Dauer des Programms, die Regelmässigkeit der Termine und die Ziele vereinbart wird. Die “Qualität” des Mentors ist wichtig. Die Rutgers University führte im Jahr 2012 eine Untersuchung in New Jersey durch, bei der Studenten mit einer Behinderung angaben, dass der Schlüssel für ihren akademischen Erfolg ein Mentor war. 

Intrinsische Werkzeuge.

Die Veranschaulichung:  Wir sind visuelle Wesen und trotz der Fähigkeit der Abstraktion, sind die Ziele, die wir sehen können, die, die unsere Motivation am stärksten beeinflussen. In einem Wettrennen haben wir die Ziellinie direkt vor Augen, aber die meisten unserer Ziele auf lange Zeit, sind abstrakt. Ziele, wie z.B. Gewichsabnahme, mehr Geld zu sparen, einen Kurs zu bestehen,…, wie verwandeln wir die in etwas Visuelles? Chema und Bagchi, von der Universität Virginia Tech, führten ein Experiment mit Verkäufern durch. Eine Umsatzsteigerung um 20% wurde mit einer Reise nach Hawaii belohnt. Die Verkäufer, denen ihre Fortschritte in der Umsatzsteigerung anhand einer Grafik vorgestellt wurden anstatt in Form von Zahlen, erreichten einen höheren Erfolg. Es ging dabei darum, den Fortschritt sehen zu können und ein abstraktes Ziel in etwas Visuelles zu verwandeln. Es funktionierte. Es handelt sich um eine Technik, die man z.B. beim Sparen anwenden kann, bei der Umsatzsteigerung, für das Studium oder beim Sport. 

In kleine Aufgaben einteilen:  Es geht darum, ein ausserordentlich hochgestecktes Ziel in kleinere Ziele einzuteilen. Um ein Virtuose des Klavierspiels zu werden, teilen wir das grosse Ziel in viele kleine, zunächst lernen wir das Lied “Pour Elise” zu spielen. Beim Fussball bestehen die Fussballtrainer immer  darauf, dass die Spieler nicht an den Sieg der  Meisterschaft denken sollen, sondern immer nur an das nächste Spiel. Diese Technik ist nicht nur von praktischer Natur, da sie uns hilft die Aufgabe zu fokussieren (siehe den Artikel der Fokussieren), sie hat auch eine physiologische Grundlage.

Gemäss Leslie Sherin, Spezialistin auf dem Gebiet der Neuronalen Leistungen, erhöht sich unsere Gehirnaktivität während wir eine Aufgabe realisieren. Wenn die Aktivität beendet ist und wir nun eine Art Ritual durchführen, wie zum Beispiel ein Kästen zu streichen, ein Post-it  wegzuwerfen oder einfach “fertig” zu sagen,…, nimmt die Gehirnaktivität automatisch ab und sie geht über in den entspannten Zustand. Das Gehirn stösst Serotonin aus, was ein Gefühl von Ruhe und Zufriedenheit auslöst. Dieses Gefühl, da besteht kein Zweifel, wollen wir immer wieder wiederholen und erledigen dafür eine kurze Aktivität nach der anderen, um wieder ein Post-it wegwerfen zu können oder ein Kästen zu streichen. Dies ist ein positiver Kreislauf. Man muss die Aufgaben also so stellen, dass man ständig diese kleinen Injektionen an Motivation in Abständen von 10 - 30 Minuten bekommt. Dies wird uns 100% helfen, während der gesamten Arbeitszeit motiviert arbeiten zu können.

Die Passion: die Passion oder die Liebe, weshalb du etwas machst… Wenn du Talent für eine Aktivität haben willst, ist es wichtig, dass du die Beschäftigung magst, weil du dich lange mit dieser Aktivität  beschäftigen wirst. Ken Robinson, Bildungswissenschaftler, erklärt das sehr gut in seinem Buch „Das Element”: „Wenn du dein Element findest, ändert das dein Leben.“ Wie es Gillian Lynne geschah. Gillian war ein Mädchen, das in den  30er Jahren des  letzten Jahrhunderts  problematisch und unaufmerksam war und ein ausgeprägtes Lernproblem hatte. Bis ein Arzt ihrer Mutter sagte, dass sie das Mädchen in einen  Tanzkurs bringen sollte. Da fand sie „ihr Element“. Sie wurde schliesslich Solistin im Royal Ballet und hat Musicals wie Cats oder Das Phantom der Oper choreografiert. 

Wenn wir uns langfristigen Herausforderungen stellen, können wir ihre Einhaltung nicht nur der Willenskraft überlassen. Das ist sehr gefährlich.  Die Menschen, die erfolgreich sind, umgeben sich mit Leuten, die ihnen helfen, ihr Ziel zu erreichen. Ausserdem benutzen sie eine Vielzahl an Motivationstechniken und können zu Ablenkungen “nein” sagen. 

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